Auch in diesem Jahr heißt es wieder: Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum! Weihnachten steht vor der Tür und die Städte haben sich geschmückt. Die Einkaufsstraßen erstrahlen in funkelndem Licht und glänzen um die Wette. Die Weihnachtsmärkte versprühen zauberhafte Winterromantik und die Luft riecht nach Lebkuchen und Glühwein. Etwas darf in der Vorweihnachtszeit natürlich nicht fehlen: der Weihnachtsbaum. Aber was hat es eigentlich damit auf sich, warum gehört er zu Weihnachten einfach dazu, welche Stadt hat den höchsten und wo sucht man den Weihnachtsbaum vergeblich?
Wir haben uns in den 20 größten deutschen Städten auf die Suche nach dem höchsten Weihnachtsbaum in diesem Jahr gemacht und uns auch im Ausland umgesehen. Bei unseren Recherchen sind wir nicht nur auf wahre Riesen gestoßen, sondern auch auf ganz besondere Kreationen und auf einige skurrile Geschichten. In der Auswertung von LAL Sprachreisen wird schnell deutlich, wie facettenreich das Thema und auch die Weihnachtsbäume tatsächlich sind. Dabei ist es durchaus nicht nur die Höhe, die einem Weihnachtsbaum einige Berühmtheit bescheren kann.
Schon lange, bevor Weihnachten gefeiert wurde, überboten sich Völker mit gigantischen Monumenten. Im alten Ägypten waren es die Pyramiden, im Europa des Mittelalters die Kathedralen, im arabischen Raum die Moscheen und in der heutigen Zeit sind es Wolkenkratzer: Der Mensch strebt stets nach Höherem und macht dabei auch vor Weihnachten nicht Halt. Die folgende Tabelle listet die 20 größten deutschen Städte auf, sortiert nach der Höhe ihres diesjährigen offiziellen Weihnachtsbaums. Außerdem zeigen wir, in welchen weiteren deutschen und ausländischen Städten nennenswerte Weihnachtsbäume aufgestellt sind.
20 größten Städte | Baumhöhe in Metern | Anmerkungen |
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Dortmund | 45 | Weihnachtsbaum besteht aus 1.700 Rotfichten |
Frankfurt | 30 | |
München | 25 | |
Köln | 25 | |
Stuttgart | 25 | |
Berlin | 24 | Baum am Bundestag; Kosten: 3.500 Euro |
Leipzig | 23 | |
Dresden | 22 | |
Münster | 20 | |
Hannover | 19 | |
Bochum | 15,5 | |
Hamburg | 15 | Alstertanne; Kosten: 3.000 Euro |
Bielefeld | 15 | |
Düsseldorf | 13 | |
Wuppertal | 13 | |
Bonn | 13 | |
Nürnberg | 12 | |
Essen | 11 | Weihnachtsbaum aus Kunststoff |
Bremen | 11 | |
Duisburg | Keine Angaben | Kein offizieller Weihnachtsbaum |
Weitere Städte | Baumhöhe in Metern | Anmerkungen |
Herne | 45 | Mobiler Kunststoffbaum auf Glühweinstand |
Wiesbaden | 28 | |
Erfurt | 27 | Spitzname “Rupfi” |
Krefeld | 15,6 | Weihnachtsbaum aus Bierkästen |
Städte im Ausland | Baumhöhe in Metern | Anmerkungen |
Rio de Janeiro | 85 | Schwimmender “Baum” mit Metallgerüst |
Madrid | 35 | Künstlicher Weihnachtsbaum |
Bern | 30 | Baum erholt sich; Ersatztanne ist 6 m hoch |
London | 25 | |
Prag | 23 | |
Rom | 23 | |
New York City | 21 | Baum am Rockefeller Center |
Amsterdam | 20 | |
Chicago | 18 | |
Zürich | 15 | |
Weißes Haus | 5,9 |
Die Weihnachtszeit wurde in den vergangenen Jahrzehnten zu einem immer wichtigeren Wirtschaftsfaktor. Um die Menschen in die Innenstädte und auf die Weihnachtsmärkte zu locken, müssen auch die Weihnachtsbäume stetig größer werden. Viele Jahre nahm Dortmund für sich in Anspruch, den höchsten Weihnachtsbaum in Deutschland und zumindest einen der höchsten Bäume der Welt zu haben. Stolze 45 Meter ragt er in die Höhe, wiegt zirka 30 Tonnen und nimmt auf dem Hansaplatz eine Fläche von 18 x 18 Metern ein. Tausende Lichter zaubern weihnachtliche Motive an den Baum. Doch bei genauem Hinsehen wird klar: Der Dortmunder Weihnachtsbaum setzt sich tatsächlich aus 1.700 Rotfichten zusammen, die auf einem Metallgerüst befestigt sind. Von einem einzelnen Baum kann also keine Rede sein.
Hinzu kommt, dass das ebenfalls in Nordrhein-Westfalen liegende Herne es den Dortmundern in diesem Jahr gleich tut und ebenfalls einen Do-it-yourself-Weihnachtsbaum aufgestellt hat. Die angegebene Höhe: provokative (und zugleich Marketing-taugliche) 45 Meter! In Dortmund zeigt man sich darüber wenig begeistert, der dortige Schausteller-Chef bezeichnet den Herner Christbaum als “Bäumchen auf einem Glühweinstand”, womit er nicht Unrecht hat. Denn der Weihnachtsbaum in Herne beginnt erst in einer Höhe von 11 Metern, darunter befindet sich ein fahrbarer Unterbau, der gastronomisch genutzt wird. In dem nordrhein-westfälischen Bruderstreit, der bereits als “Weihnachtsmarkt-Zoff” durch die Presse geht, bleibt Herne jedoch dabei, den höchsten fahrbaren Weihnachtsbaum der Welt zu besitzen.
Nur wenig Hoffnung hatte man in Erfurt, als Mitte November die 27 Meter hohe Rotfichte von einem Kran auf dem Domplatz abgesetzt wurde. Kopfschüttelnd fragten sich die Einwohner der thüringischen Landeshauptstadt, wie aus diesem zerrupften Holzstamm mit seinen wenigen Ästen und Nadeln jemals ein Weihnachtsbaum werden soll. Der Spott ließ nicht lange auf sich warten und schnell ging der Baum als Pannenbaum “Rupfi” durch die Medienlandschaft. Doch je mehr Menschen sich über den ausgefranstes Weihnachtsbaum lustig machten, desto größer wurde auch die Unterstützung für die “lichte Fichte”.
Rupfi ist mittlerweile eine Berühmtheit mit einem eigenen Facebook-Auftritt und einem Instagram-Account. Menschen aus ganz Deutschland schicken Rupfi bereits Gedichte, bezeugen ihre Zuneigung für den “Baum mit Charakter” oder geben zu Bedenken, dass bei seinem Aussehen der Baumschmuck viel besser zur Geltung kommt. In Erfurt wird man sich über das öffentliche Interesse freuen, inzwischen wurde der Baum sogar für eine Postkarte abgelichtet. Wenn das keine gute Weihnachtsgeschichte ist!
Die Erfurter sind jetzt stolz auf ihren Baum, immerhin ist er nicht nur berühmt, sondern auch höher als die Weihnachtsbäume in vielen deutschen Großstädten. Nicht einmal der 24 Meter hohe Weihnachtsbaum vor dem Deutschen Bundestag in Berlin kann es mit Rupfi aufnehmen. Und überhaupt, soll noch mal jemand etwas gegen thüringische Weihnachtsbäume sagen. Seit 2015 kommt auch der Weihnachtsbaum am Brandenburger Tor aus Thüringen. Bis dahin wurden die Bäume von Drøbak geliefert, der norwegischen Partnerstadt Berlins. Denen ist jedoch der Transport zu teuer geworden. In diesem Jahr handelt es sich um eine 80 Jahre alte und 23 Meter hohe Fichte mit einem Gewicht von 2,8 Tonnen. Kostenpunkt: 500 Euro. Für den Transport und die Dekoration kommt der private Sponsor lekker Energie auf.
Bei der Gestaltung von Weihnachtsbäumen sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt. In Krefeld steht dieses Jahr beispielsweise der weltweit größte Bierkisten-Weihnachtsbaum mit einer Höhe von 15,60 Metern, allerdings nur bis zum 15. Dezember. Dafür wurden zirka 2.700 grüne Bierkisten verbaut, die zusammen über fünf Tonnen auf die Waage bringen. Die Beleuchtung des Bierkistenbaums mit Lichterketten fand am 1. Dezember mit einem begleitenden Weihnachtsmarkt statt, dessen Erlöse – ganz im weihnachtlichen Sinne – an eine soziale Einrichtung gespendet wurden. Außerdem schaffte es die Krefelder Kreation vom Deutschen Rekord-Institut als “weltweit größter Weihnachtsbaum aus Bierkästen” anerkannt zu werden.
Aber ist der Krefelder Weihnachtsbaum wirklich der weltweit größte Weihnachtsbaum aus Bierkästen oder gebührt die Ehre nicht eher dem Bierkisten-Weihnachtsbaum aus Gera? Dort wurde nämlich zur gleichen Zeit aus blauen Bierkisten ein Weihnachtsbaum errichtet, der ebenfalls Anspruch auf den Titel erhob. Damit scheiterte man allerdings, da für den Sieg nicht nur die Höhe den Ausschlag gab, sondern auch die Anzahl der verbauten Bierkisten berücksichtigt wurde. Das waren beim Baum aus Gera zwar rechnerisch mehr, aber nur weil auch die Kerzen aus Bierkisten gefertigt wurden – und das ist nicht erlaubt, so das Deutsche Rekord-Institut.
Es ist also nicht so einfach mit den Weihnachtsbäumen. Andererseits gibt es auch welche, die einfach nur aufgestellt und bewundert werden. So zum Beispiel der 11 Meter hohe und festlich geschmückte Baum auf dem Nürnberger Weihnachtsmarkt, der zu den schönsten Märkten Deutschlands zählt. In manchen Gegenden Deutschlands gibt es sogar den Brauch, Weihnachtsbäume in einem See zu versenken. Die Höhe spielt dabei übrigens keine Rolle.
Der weltweit berühmteste Weihnachtsbaum steht in New York City in der Fifth Avenue vor dem Rockefeller Center. Die Tanne ist dieses Jahr mit 21 Metern zwar nicht spektakulär hoch, an ihrer Spitze strahlt jedoch ein Swarovski-Stern mit einem Durchmesser von fast drei Metern, rund 3 Millionen Swarovski-Kristallen und einem Wert von 1,5 Millionen US-Dollar. Wenn bei dem Weihnachtsbaum jedes Jahr Ende November die Lichter angehen, feiert man dieses Ereignis mit Straßenumzügen und vielen Veranstaltungen.
Feiern ist auch in Spanien angesagt. Die berühmte Landes-Lotterie, durch die kürzlich ein ganzes Dorf reich wurde und an der sich fast alle Spanier beteiligen, spendet der Hauptstadt Madrid jedes Jahr einen künstlichen, bunt beleuchteten Tannenbaum. Zu bestaunen ist das Kunstwerk, das dieses Jahr 35 Meter misst, an der Puerta del Sol. In Brasilien steht ein Weihnachtsbaum, der fast so hoch ist wie die zwei Bäume in Dortmund und Herne zusammen. Im brasilianischen Rio de Janeiro arbeiten jährlich über 1.000 Handwerker an dem gigantischen schwimmenden Weihnachtsbaum von 85 Metern Höhe, der durch ein aufwendiges Stahlgerüst gehalten wird. Der Arvore de Natal wird von mehr als drei Millionen Lichtern erhellt, die ihren Strom aus über 120.000 Metern Kabel erhalten.
Wann der erste Weihnachtsbaum aufgestellt und geschmückt wurde, lässt sich nicht eindeutig datieren. Gesichert ist nur, dass der Brauch, das Haus in der trüben Winterzeit mit grünen Pflanzen oder Bäumen zu schmücken, bereits in vielen alten Kulturen vorhanden war. Immergrüne Pflanzen, wie Tannen oder Lorbeer, verkörperten das ewige Leben und waren ein Zeichen der Hoffnung, dass der Frühling wiederkehrt. Die ersten Erwähnungen von geschmückten Weihnachtsbäumen stammen aus dem Mittelalter. Damals wurden noch Nüsse und Früchte an den Baum gehängt. Anfang des 19. Jahrhunderts kamen die ersten Christbaumkugeln in Gebrauch und der erste künstlich beleuchtete Weihnachtsbaum wurde 1882 in den USA aufgestellt.
Erst 100 Jahre später, im Jahr 1982, stand auch auf dem Petersplatz in Rom der erste Weihnachtsbaum. Von der katholischen Kirche wurde das Aufstellen von Weihnachtsbäumen lange Zeit als heidnischer Brauch abgelehnt. Staaten hingegen erkannten schnell die bilaterale Bedeutung des Weihnachtsbaums und machen ihn auch heute noch gerne zum Geschenk. So steht beispielsweise vor dem Europäischen Parlament jedes Jahr ein österreichischer Nadelbaum.
Allerdings gibt es auch Regionen auf der Welt, die völlig ohne Weihnachtsbaum bleiben. Dazu gehören ausgerechnet die australischen Weihnachtsinseln, auf denen Weihnachten kaum gefeiert wird. Ihren Namen haben sie nicht aufgrund besonders exzessiver Weihnachtsfeierlichkeiten erhalten, sondern nach dem Datum ihrer Entdeckung. In Nordkorea wird man auch vergebens nach Weihnachtsbäumen suchen müssen. Weihnachten ist dort schlichtweg verboten. Und in muslimischen Ländern wird Weihnachten ebenfalls nicht offiziell gefeiert und ist mit Ausnahme von Tourismuszentren eine private Angelegenheit der dort lebenden Christen.
Weihnachten wird auf der ganzen Welt unterschiedlich gefeiert. Wenn bei uns der Schnee fällt, beginnt in Australien der Frühsommer und der Weihnachtsmann trägt Badehose. Nicht selten kommt er auf einem Surfbrett direkt an den Strand. Das ist also die ideale Reisezeit für einen Urlaub oder eine Sprachreise in Sydney, wenn man dem europäischen Wintergrau entfliehen und dennoch nicht auf Weihnachten verzichten möchte. Die Bescherung findet meistens am Strand statt und wird von einem ausgedehnten Barbecue oder Picknick begleitet. Ein aufblasbarer Weihnachtsbaum ist häufig auch dabei. Leckere Weihnachtsplätzchen gibt es dann in Kombination mit frischen Erdbeeren, die in Australien zu dieser Zeit Saison haben.
In Japan ist Weihnachten zwar kein offizielles Fest, wird dort aber durchaus fröhlich gefeiert – meist ausgelassen mit Freunden in Diskotheken und Clubs. Eine ganz besondere Bedeutung kommt einer Verabredung an Weihnachten zu. Wer sich dann in Japan zu einem Date trifft, bekundet damit ernsthafte Absichten. Also eine Art japanische Variante des Heiratsantrags unter dem Weihnachtsbaum.
Ist Weihnachten allerdings vorbei, stellt sich die Frage: Wohin mit dem Baum? Was passiert eigentlich mit den öffentlich aufgestellten Weihnachtsbäumen und den über 24 Millionen Bäumen, die jedes Jahr in deutschen Wohnzimmern stehen?
Ausgediente Weihnachtsbäume gehen ganz unterschiedliche Wege. Die meisten landen am Straßenrand und werden an einem bestimmten Stichtag, meist Anfang Januar, von der Stadtreinigung eingesammelt oder sie werden zu den öffentlichen Sammelstellen gebracht. Dort werden sie in der Regel verbrannt. Viele Orte bewahren die alten Weihnachtsbäume für öffentliche Osterfeuer auf. Teilweise laden auch Feuerwehren zum Verbrennen von Weihnachtsbäumen mit Umtrunk ein. Nicht selten werden die Bäume vor dem Verbrennen noch zu einem Weihnachtsbaum-Weitwurf-Wettkampf genutzt und bieten so noch einmal jede Menge Spaß.
Viel Freude haben auch Elefanten an ausgedienten Weihnachtsbäumen. Nadelbäume sind für sie nicht nur ein besonderer Leckerbissen, sie lieben es auch, die Nadeln von den Ästen zu zupfen. Allerdings landen bei den Elefanten in den Zoos nur Weihnachtsbäume, die nicht verkauft wurden. An Bäumen, die geschmückt waren, könnten noch Reste des Schmucks vorhanden sein, die zu Verletzungen führen.
Ausrangierte Weihnachtsbäume können aber auch nützlich sein. Mit den Zweigen lassen sich im Garten Pflanzen abdecken und der Stamm eignet sich als Brennholz, nachdem er richtig getrocknet ist. Der Weihnachtsbaum kann auch gehäckselt und als Kompost verwendet werden. Oder man kauft gleich einen eingetopften Baum, den man im nächsten Jahr wieder verwenden kann oder der nach Weihnachten in den Garten eingepflanzt wird. Das gilt bereits für jeden zehnten privat gekauften Weihnachtsbaum in Deutschland.
Es ist so eine Sache mit dem Weihnachtsbaum und der Ökologie. Ein Baum braucht acht bis zwölf Jahre, bis er eine für das Weihnachtsfest angemessene Höhe erreicht hat. Dann steht er knapp vier Wochen hoch dekoriert im Wohnzimmer, um anschließend in den meisten Fällen sein Ende im Feuer oder im Häcksler zu finden. Muss das wirklich sein? Seit einigen Jahren geht der Trend zu kleineren Bäumen, die möglichst aus der Region stammen. Auch der Anteil von Topfpflanzen nimmt stetig zu. Die Ökologie des Weihnachtsbaums ist also auf dem Vormarsch. Wir können dazu nur noch eines sagen: Frohe Weihnachten!