Wusstest du, dass in Italien eine Hexe Geschenke zu Weihnachten bringt? Und eine Zitrone in Indien ein ganz besonderes Geschenk ist? Bei uns sind die Klassiker wie ein geschmückter Weihnachtsbaum, ein Gänsebraten und leider auch das hektische Geschenkesuchen in der Vorweihnachtszeit kaum noch wegzudenken. Aber wie sieht es mit einem vierwöchig gereiften Pudding, einem surfenden Weihnachtsmann und Topfschlagen zu Weihnachten aus? Gibt’s nicht? Aber doch.
Wusstet ihr, dass die Iren und Briten schon am letzten Sonntag im November mit ihren Vorbereitungen auf das Weihnachtsfest beginnen? Sie bereiten den Christmas-Pudding zu, der bis Weihnachten weiter reift. Dabei handelt es sich nicht etwa um die typisch deutsche Süßspeise, sondern um einen Pudding, der unter anderem Trockenobst und Nüsse enthält. Der Pudding wird meist in Alkohol getränkt und am ersten Weihnachtstag serviert. In England, Schottland und in Irland gibt es ebenfalls viele Weihnachtstraditionen, die man bei uns nicht kennt. So werden zur Weihnachtszeit Mistelzweige in den Häusern aufgehängt. Begegnen sich ein Mann und eine Frau darunter, müssen sie sich küssen.
Und die Briten haben auch eine ganz besondere Bezeichnung für ihren zweiten Weihnachtstag: Der “boxing day”. Eine der bekanntesten Theorien ist darauf zurückzuführen, dass den Armen des Landes zu Weihnachten Geschenke in Schachteln (“boxes”) überreicht wurden.
In den USA wird Weihnachten einfach X-Mas genannt. Das ist aber keine neumodische Abkürzung, sondern hat einen ernsten Hintergrund. Das X steht im griechischen Alphabet für die Buchstaben Ch und somit für den Beginn des Wortes Christus. Man feiert also die Geburt von Jesus Christus. Die Geschenke bringt Santa Claus in der Nacht des 24. Dezember. Dabei kommt er mit einem großen Rentierschlitten, an dessen Spitze der rotnasige Rudolph trabt. Der Morgen des folgenden “Christmas Days” ist der Tag der Kinder und der Bescherung.
Und auch die Weihnachtsgrüße und die guten Wünsche für das kommende Jahr werden bei den Amerikanern nicht als “christmas greetings”, sondern als “season’s greetings” verschickt. Denn aus Rücksicht auf Amerikaner, die jüdischer, islamischer, hinduistischer Herkunft sind oder einer anderen Religionsgemeinschaft angehören, wurde die neutralere Bezeichnung “season’s greetings” für die Weihnachtsgrüße gewählt.
Weihnachten im Hochsommer? – Australien, Neuseeland und Südafrika
Raus aus der Kälte, ab ins sommerliche Neuseeland! Christbaumschmuck brauchen die Kiwis nicht, denn die Bäume glänzen in ihrer eigenen Pracht. Am 25. Dezember feiert man Bescherung mit der Familie und am 26. Dezember geht’s mit Freunden und Familie auf zu einer munteren Grillparty am Strand.
Und auch die Australier feiern Weihnachten in der Badehose. Geprägt von den USA und Großbritannien erwartet Down Under die Besucher trotz einer Sommerhitze von etwa 35 Grad mit Weihnachtsbeleuchtung, Plastiktannen und schwitzenden Weihnachtsmännern. Den zweiten Weihnachtsfeiertag verbringen die Aussis gemäß dem Motto “Weiße Weihnacht” am Strand. Ein Highlight für Touristen sind der surfende Weihnachtsmann und das Truthahn-Barbecue am berühmten Bondi Beach in Sydney.
In Südafrika ist Weihnachten für die Urbevölkerung ein Karneval-ähnliches Fest. Ausgelassen wird bei gutem Essen gesungen, getanzt und gefeiert. Der Englisch sprechende Teil der Bevölkerung begeht die Festtage etwas besinnlicher. Die Kinder hängen ihre Strümpfe auf und bei Kerzenlicht werden Weihnachtslieder gesungen. Am 26. Dezember, dem “boxing day”, werden Kisten mit Essen und Geschenken an die Armen verteilt.
Auf Malta und Gozo ist für manche Kinder die Weihnachtsaufregung erst nach der Mitternachtsmesse vorbei. Denn hier wird die Geburtsgeschichte Jesu in jeder Pfarrkirche von einem Kind im Gewand eines Messdieners vorgetragen. Eine besondere Tradition Maltas besteht im aufwendigen Anfertigen von Krippen, die man überall bestaunen kann – angefangen bei Privathäusern bis hin zur kleinsten Kapelle am Wegesrand. An Weihnachten ist es üblich, die öffentlichen Krippen zu besichtigen und viele Malteser machen sich auf zum Krippenrundgang, der sogenannten “presepju”. Viele Krippen sind das Werk geschulter Kunsthandwerker.
Und auch in Südamerika fällt die Weihnachts- und Urlaubszeit in den Hochsommer. Bei heißen Temperaturen jagt eine Fiesta die nächste: Weihnachten, Neujahr, Karneval.
In Mexiko werden am 16. Dezember die Posadas gefeiert: Auf den Straßen oder auch in Häusern versammeln sich Freunde, Bekannte und Nachbarn in Vorfreude auf das kommende Weihnachtsfest und ziehen in Erinnerung an die Suche von Maria und Josef nach einer Herberge von Haus zu Haus. In dem letzten Haus, das vorher festgelegt wurde, werden von den Gastgebern Speisen und Getränke gereicht.
Eine Besonderheit: Topfschlagen auf mexikanische Art: Piñatas, mit Süßigkeiten gefüllte Tonkrüge, werden mit einem Stock zerschlagen, um dem Glück nicht im Wege zu stehen.
Einen großen Auftritt hat der Weihnachtsmann in Rio de Janeiro. Als Höhepunkt einer Weihnachtsshow in der Maracanã-Arena, eines der größten Fußballstadien der Welt ein, schwebt er per Hubschrauber ein und lässt sich absetzen. Besonders in den Städten Brasiliens findet zum weihnachtlichen Höhepunkt zusätzlich ein bombastisches Feuerwerk statt.
Boas Festas und ¡Feliz Navidad! – Besonderheiten in Portugal und Spanien
Was kann man an Weihnachten auf vielen Straßen Portugals sehen? Brennende Baumstämme? Ja, denn nach der Weihnachtsmesse wird auf vielen Straßen und Marktplätzen des Landes ein Weihnachtsfeuer entfacht. Dazu zünden die Portugiesen einen gefällten Baumstamm an. Am Feuer wärmen sich die Menschen, musizieren und tanzen portugiesische Volkstänze. In so manchem Dorf lodern die Flammen sogar bis zum 6. Januar.
Und bei den Spaniern in der Region Katalonien gibt es eine zusätzliche Weihnachtskrippenfigur: Es sitzt meist ein “Caganer” mit heruntergelassenen Hosen in der Krippe und erleichtert sich. Warum er das seit dem 17. Jahrhundert ausgerechnet nahe dem Stall vom Bethlehem tun muss, ist nicht bekannt. Einige Erklärungsversuche: Der “kleine Scheißer” steht für den Kreislauf der Natur, indem er die Erde düngt – oder er symbolisiert einen gesunden, ausgeglichenen Körper.
Wusstet ihr, dass die Chinesen ihren Weihnachtsmann Sheng Dan Lao Ren nennen, was übersetzt “der alte Mann, der zu Weihnachten kommt” heißt?
Sheng Dan bedeutet “Weihnachten” und Lao Ren hat nichts mit den Rentieren des Weihnachtsmannes zu tun, sondern bedeutet so viel wie “alter Mann”. Obwohl China kein christliches Land ist, zeigen die Chinesen seit ein paar Jahren ein wachsendes Interesse an den westlichen Weihnachtsbräuchen.
Und im benachbarten Indien gibt es ein ganz besonderes Geschenk: Die Zitrone. Sie gilt bei den Indern als Glückssymbol. An Weihnachten schenkt die Familie dem Haushalts- bzw. Familienoberhaupt deshalb zum Zeichen der Verehrung eine Zitrone mit den besten Wünschen für Erfolg und Glück. Und statt einen Weihnachtsbaum schmücken die Inder Palmen, Mangobäume oder Bananenstauden.
In Japan ist Heilig Abend ein kommerzialisierter Tag wie Halloween oder der Valentinstag und kein Feiertag. An Weihnachten treffen sich Paare und Freunde und feiern Partys. Wichtiger ist hier der Jahreswechsel, der der Familie gewidmet ist. Der 31. Dezember ist dem Heiligen Abend sehr ähnlich: ein besinnliches Familienfest mit typischen Gerichten wie Toshi-koshi Soba, langen “Jahreswechsel-Nudeln” aus Buchweizen, die ein langes Leben versprechen – und mit Geschenken. Diese Jahresendgeschenke heißen O-seibo und bestehen vor allem aus einem Geldschein. Abends spaziert man gemeinsam zu den buddhistischen Tempeln, wo die Joya-no-kane (Silvesterglocken) das alte Jahr ausläuten: Sie schlagen 108-mal – für die 108 Leidenschaften, die ein Mensch bis zur Erleuchtung überwinden muss.
Hier bringt nicht etwa das Christkind oder der Weihnachtsmann die Geschenke, sondern Väterchen Frost mit seinen Helfern “Schneeflocke”, einem Mädchen und einem Jungen namens “Neujahr”. Die Russen empfangen das Trio mit Musik und einem mit Herzen verzierten Kuchen. Jedes Herz symbolisiert einen erfüllten Traum. Weihnachten wird in Russland allerdings erst am 6. Januar gefeiert, denn laut dem in Russland verwendeten Julianischen Kalender fällt der Weihnachtsabend nicht auf den 24. Dezember, sondern auf den 6. Januar.
Christkind, Weihnachtsmann, Nikolaus – sie bringen normalerweise die Geschenke. In Teilen Italiens macht das hingegen traditionell eine Hexe – natürlich auf dem Besen. Befana kommt am 6. Januar. Die etwas verwirrte Gestalt hat den Weg nach Betlehem nicht gefunden. Viele Familien beschenken sich allerdings zusätzlich an Heilig Abend – es gibt also gleich zweimal eine Bescherung. Zur Freude der Kinder.
Christkind oder Weihnachtsmann? Wer ist weltweit beliebter?
Christkind und Nikolaus gehören zum katholischen Weihnachten. Ursprünglich waren sie aber Konkurrenten. Während der Reformation wollten die Protestanten keine heiligen Geschenkebringer. Deshalb erfanden sie die Kunstfigur Christkind. Diese kam super an – aber bei den Katholiken. Bei den Protestanten eher weniger. Bei ihnen hat sich eine andere Figur durchgesetzt: der Weihnachtsmann. Heute ist er weltweit am populärsten.